Chinesische Diätetik
Was versteht man darunter?
Die chinesische Diätetik ist eine Ernährungslehre und ein Teilbereich der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM).
Schon von frühester Zeit an war man sich der Wirkung von Nahrung auf den menschlichen Körper bewusst und wie wichtig eine ausgewogene und für jeden individuell zugeschnittene Ernährung für das Wohlbefinden ist.
Nahrung nehmen wir jeden Tag zu uns. Somit beeinflussen wir unseren körperlichen und seelischen Zustand täglich mit dem was wir essen. Nahrungsmittel sind Medizin. Sie können gesund machen, aber auch krank machen.
Viele Menschen wissen nicht, dass sie eine „Lebensmittelunverträglichkeit“ haben, sie wundern sich nur, dass sie nach dem Essen oft gebläht sind oder müde. Manche haben sogar Krämpfe oder Durchfälle und können keinen Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme erkennen.
Auch heute noch sind Kräuter, Gewürze und Pflanzen Basis für Medikamente. Ob Hopfen- und Baldrian-Extrakte als Wirkstoffe von Schlaftabletten oder Fenchel, Anis, Kümmel als Tee gegen Blähungen und Magenkrämpfe oder Auszüge des Fingerhuts zur Herstellung von blutdrucksenkenden Tabletten – die Natur liefert uns Medizin.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin werden die Nahrungsmittel in folgende Bereiche unterteilt:
- Geschmacksrichtung
- Temperaturverhalten
- Energetische Wirktendenz
- Funktionskreisbezug
Die Geschmacksrichtungen sind:
- scharf
- süß
- salzig
- neutral
- sauer
- bitter
- herb
Das Temperaturverhalten wird untergliedert in:
- kalt
- kühlend
- neutral
- wärmend
- heiß
Die energetische Wirktendenz unterscheidet Lebensmittel in:
- emporhebend
- absenkend
- oberflächlich wirksam
- in der Tiefe wirksam
Der Funktionskreisbezug bezieht sich auf:
- Leber-/Gallenblasen-Meridiane
- Herz-/Dünndarm-Meridiane
- Milz-/Magen-Meridiane
- Lungen-/Dickdarm-Meridiane
- Nieren-/Blasen-Meridiane
Jedes einzelne Lebensmittel hat aufgrund seiner Geschmacksrichtung, seines Temperaturverhaltens, seiner energetischen Wirktendenz und seinem Funktionskreisbezug eine ganz individuelle Wirkung und kann somit auch gezielt für Heilzwecke eingesetzt werden.
Hier eine Beispiel-Analyse für das Gewürz Pfeffer:
Temperaturverhalten |
heiß |
Geschmacksrichtung |
scharf |
Funktionskreisbezug |
Magenmeridian, Dünndarmmeridian |
Energetische Wirkungstendenz |
die Mitte erwärmend, Kälte zerstreuend, Qi absenkend, entgiftend, schmerzstillend, Schleim beseitigend |
Indikationen |
Schmerzen im Bauchbereich, Appetitlosigkeit, Schwäche in den Beinen, Muskelschmerzen, Nasenbluten |
Kontraindikationen |
Yin-Leere, Hitze-Symptomatik |
Wie das Wissen über die Wirkung einzelner Lebensmittel nutzen kann, um diese gezielt miteinander zu kombinieren, soll nachfolgendes Beispiel zeigen.
Quark vs. Schnittlauch:
Quark ist in seiner Ursprungsform roh, kalt und süß (aufgrund des enthaltenen Milchzuckers) und hat aus Sicht der TCM auf das Milz- und Magenmeridian eine schwächende schleimbegünstigende Wirkung.
Aufgrund der Zugabe von Schnittlauch kann die negative Wirkung von Quark allerdings positiv beeinflusst werden.
Das Temperaturverhalten von Schnittlauch ist wärmend, eher heiß und kann die Kälte des Quarkes neutralisieren.
Die Geschmacksrichtung dieses Lauchgewächses ist eher scharf und neutralisiert die Süße des Milchprodukts.
Somit kann durch Zugabe nur einer Zutat eine suboptimale Nahrung neutralisiert werden und im Idealfall sogar in eine positive Wirkung erzielt werden.